Anna-Lena Deutsch aus Kärnten war als Freiwillige in einer Schule in Polen Villach von Oktober 2017 bis März 2018 tätig.

Die Zusage für ein EFD-Projekt in Polen kam für mich zuerst unerwartet, weil ich ursprünglich in einem englischsprachigen Land den EFD absolvieren wollte. Gleichzeitig freute ich mich sehr ein ganz neues Land und seine Bewohner kennenzulernen. Es war für mich persönlich ein lustiger Zufall, weil meine Vorfahren, eine Adelsfamilie aus dem 17 Jahrhundert, einst in dieser kleinen Stadt namens „Kłodzko“ auf Deutsch „Glatz“ lebten. Nun Jahrhunderte später, sollte auch ich die Gelegenheit bekommen dort zu wohnen – allerdings in einer einfachen Freiwilligenwohnung mit drei Mitbewohnerinnen aus ganz Europa, anstatt in einem Schloss, wie vor Jahrhunderten meine Vorfahren. 

Im Herbst startete ich endlich den EFD, wobei ich im Voraus nur wenige Informationen über das Projekt bekam. Die Organisation teilte mir von einem Schulprojekt mit, in dem ich als Freiwillige vor allem in den Deutschstunden und auch im Englischunterricht mitwirken würde. Nach meinem abgeschlossenen Lehramtsstudium in Wien würde mir diese Praxiserfahrung im Ausland sehr zugute kommen. Selbstverständlich war die Aufregung sehr groß! Nach einer langen Anreise wurde ich von allen Freiwilligen mit einer Willkommensparty und einem internationalen Abendessen liebevoll empfangen. Eine Freiwillige aus Italien richtete sogleich für mich ein italienisches Nudelgericht her. Nachdem wir alle gespeist hatten, spielten wir ein paar Kennen-Lernspiele. Unsere Nationalitäten waren bunt gemischt: Italien, Frankreich, Portugal, England, Rumänien, Deutschland, Spanien, Ukraine, Finnland, Türkei und später auch Georgien und Malta. 

Im Rahmen des Schulprojektes arbeitete ich hauptsächlich mit Jugendlichen von 11 bis 16 Jahren im Deutschunterricht, sozusagen als Deutschassistentin. Zudem hatte ich auch einen fortgeschrittenen Kurs für Konversation auf Deutsch mit einer Schülerin und einen Anfänger Deutschclub mit einem Sportlehrer. Ein paar Englischstunden pro Woche waren auch ein Teil des Stundenplans. Meine Hauptaufgabe war es, die Deutschlehrerin im Unterricht zu unterstützen und die einzelnen Stunden mitzugestalten. Nachdem mir die Arbeit mit den Jugendlichen so sehr gefiel, unterrichtete ich bald sehr viele Stunden weitgehend selbstständig, dazwischen wenn nötig mit ihrer Unterstützung auf Polnisch. 

Ich las ihnen viele Texte langsam vor, übte Aussprachetraining, schrieb Sätze und neue Vokabeln auf die Tafel, oder führte kurze Konversationen mit den SchülerInnen. Einige Stunden gestaltete ich zu verschiedenen Themen: Eine Österreich-Präsentation mit heißer Trinkschokolade von Zotter und Mozartkugeln, oder besinnliche Adventsstunden, oder Frühlings- und Osterstunden. Ich investierte viel Zeit in dieses Projekt und arbeite mit großer Freude und Begeisterung daran. Man kann sagen, dass ich viel gegeben habe und gleichzeitig auch unglaublich viel Anerkennung, Wertschätzung und Dankbarkeit zurückbekommen habe. 

Neben dem Schulprojekt reiste ich sehr viel mit den anderen Freiwilligen in viele schöne Städte Polens wie Warschau, Thorn oder Posen. Mehrere Male reisten wir nach Breslau, weil es nächste größere Großstadt war, quasi unsere zweite Heimat. Ein verlängertes Wochenende verbrachte ich mit meiner Cousine in Krakau. Auch die Reisen nach Tschechien wie Prag, Olmütz oder Karlsbad waren sehr aufregend! Zwischendurch unternahmen wir Tagesausflüge in kleinere Städte in unserer Umgebung. 

Ich bin sehr dankbar über die zahlreichen Erfahrungen und herzlichen Begegnungen mit vielen Freiwilligen und Einheimischen. Dieses halbe Jahr hat mich sehr positiv geprägt und beeinflusst. 

Eines steht schon jetzt fest: Ich schätzte Polen sehr und komme sicher wieder zu Besuch zurück!